Ein Freund von mir macht in Werbung. Noch bis vor kurzem glaubte er, dass sein Geschäft es nicht schaffen wird. Onlineagenturen holten zu einer Machtübernahme aus.. Das war es mit der guten alten Agenturarbeit. Doch der Freund hatte unrecht. Es gab dann doch noch die Firmen, die seine Konzepte vorgetanzt bekommen wollten, ihm gern zusahen, seiner Stimme und seinen Ausführungen aufmerksam lauschten. Das ist gut so. Der Freund hat, finde ich, eine der beste Autokampagnen gemacht. Ich verstehe zwar nicht, was diese mit einem Auto zu tun hatte, aber so geht es mir bei Werbung oft. Wenn Nicole K. Diamanten in die Luft wirft und Kristen S. wie ein Tiger brüllt und es dabei immer um Parfüm geht. Die Kampagne des Freundes lief unter dem Titel: „Tu nich so erwachsen“. Da sah man beispielsweise einen Mann in einem vollen Fahrstuhl, der plötzlich alle Knöpfe drückte. Wie gesagt, Auto?
Mir gefällt der Satz „Tu nich so erwachsen.“ Der gehört für mich in die Schublade, wo auch die Liedzeile von Peter Maffay „Ich wollte nie erwachsen sein.“ liegt. Und auf einem anderem Zettel steht: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“.
Nach einer arbeitsreichen Woche krame ich oft in dieser Schublade rum. Weil ich das Gefühl habe, das Leben will gelebt werden. Auf jeden Fall an den freien Tagen. Nicht arbeiten, sage ich mir, auch wenn die Umstände es verlangen. Das mache ich so, seitdem ich auf dem PCT gewandert bin. Spontaneität und impulsives Verhalten haben in meinem Alltag wieder Einzug gehalten. Gestern habe ich mir ein langes Kleid gekauft und bin wie eine Prinzessin durch die Stadt gelaufen. Das wollte ich schon immer mal machen. Ich hatte nicht mal zu meiner Hochzeit ein langes Kleid an. Dann bin ich zu einem Yoga-Kurs gegangen. Derweil um mich herum alle in perfekter Krähe standen, fiel ich ständig um und amüsierte mich köstlich. Danach habe ich drei Kugeln Eis gegessen: Schoko-Ingwer. Was für eine Mischung! Als in der Nacht die Party vor meinem Haus hier in Köln nicht aufhörte, habe ich mir erneut das lange Kleid angezogen und mich zur fröhlichen Menge gesellt.

Bis morgens um 6 sprach ich mit einem Typen aus New York, der Köln vermisst, aber nun in Big Apple lebt und dort erfolgreich eine Yoga-Schule leitet. Von meiner verpatzten Krähe habe ich ihm nichts erzählt.
Als die Sonne aufging, einigten wir uns darauf, dass man nichts dem Schicksal überlassen sollte und nichts aufgeben sollte, was einem was bedeutet, nur weil die Umstände es verlangen.

Ich weiß nicht, was in so einem glutenfreien Bier drin ist. Aber ich glaube, Nicole K. wirft Diamanten weil sie auch nicht immer erwachsen sein will. Deshalb brüllt auch Kirsten S.