Die Sierra Nevada oder High Sierra (verschneiter Gebirgszug) ist ein Hochgebirge in Kalifornien, der höchste Berg ist Mt. Whitney mit 4421 Metern. Beliebt in der Sierra ist der Yosemite National Park, über eine Million Menschen besuchen diesen jährlich.

Viele Hiker wandern auf dem John Muir Trail – oder wie wir auf dem PCT. Unser Trail führt über alle Gebirgspässe, der höchste Pass ist der Forester Pass mit 4009 Metern. Er liegt zwischen dem Sequioa National Park und dem Kings Canyon National Park. Der Abschnitt High Sierra auf dem PCT wird als Kronjuwel bezeichnet.
2015 wurde gemeldet: So wenig Schnee wie im April 2015 lag in der Sierra Nevada in Kalifornien seit Jahrhunderten nicht mehr. Das hat Auswirkungen für die gesamte Region, die seit Jahren unter extremer Dürre leidet. Dann Januar 2017: Kalifornien und Nevada werden derzeit von heftigen Schneefällen heimgesucht. Flüsse treten über die Ufer, Schlamm- und Wassermassen überschwemmen Strassen, Bäume werden entwurzelt. In Lake Tahoe fielen 270 Zentimeter Neuschnee in einer Nacht…..
Der Schnee in der Sierra war mit Beginn der Wanderschaft Thema Nr. 1. Stets ging es darum, geht man rüber oder nicht. Einheimische sagten immer wieder, dass 200 Prozent mehr Schnee liegt als sonst. Kalifornien atmet auf, sieben Jahre Dürre sind nun beendet, man weiss nicht mehr wohin mit dem Wasser. Auf unserer Wanderung nach Kennedy Meadow haben wir dies gemerkt! Alle Creeks und Streams hatten Wasser, es war grün wo es Jahre braun war. Wir mussten nie mehr als 6 Liter Wasser tragen.
Die letzten Wochen sind Hiker über die High Sierra gegangen – mit Eisaxt, Mikrospikes und Crampons (hohe Spikes). Andere sind umgekehrt, ein Mädchen ist am Mt. Whitney tödlich verunglückt, angeblich wird ein junger Mann noch vermisst. In Hiker Heaven hat man uns dies erzählt, die Eltern waren dort, weil die Trail Angel, bevor man wieder losgeht, ein Foto machen. So sieht man, ob ein Gesuchter im Heaven noch war.
Ich hab eine schwere Entscheidung treffen müssen. Ich werde jetzt nicht über die High Sierra gehen. Ich kenne mich und ich habe keine Erfahrung mit Wandern im tiefen Schnee. Viele sagen man sieht den Trail nicht, man versinkt. Die Vorstellung, mit einer Eisaxt mich irgendwo lang zu hangeln, ergab den Entschluss, weiter oben gen Kanada den PCT zu wandern. Viele Tränen die letzten Tage deswegen. Eva und ich mussten Abschied nehmen. Sie wird mit der Pinky Gang die High Sierra versuchen, gestern bekam sie per Post Bärenkarnister und Eisaxt.

In Kennedy Meadow gab es nun eine grosse Good-bye-Party mit der Pinky Gang, mit Adam und Mighty Mouse und anderen Hikern, die ich immer wieder getroffen habe: Luke aus DC und Santé aus Japan und Ward aus Hilversum und Carmen und Michael aus München. Ich hab Bier auf den Tisch gestellt, viel Bier und Chips. Im Laufe des Abends wurde beschlossen, dass mein Trailname nicht ‚Storyteller‘ ist sondern ‚Mom‘. Besonders Brooks und Ben haben mich immer wieder umarmt, und auch Calvin und Fielder. Über Eva kann ich weiter nicht schreiben, da rollen einfach zu viele Tränen.

Ich sitze nun im Auto mit Mike ‚Ice Dancer‘ und Stephanie ‚Awesome‘ aus Italien. Sie hat den Wagen organisiert, es geht nach Bucks Lake in Nord-Kalifornien zu Meile 1261. Da gibt es noch a bissl Schnee. Wir werden knapp 1000 Meilen bis zur Bridge of Gods (Grenze Oregon zu Washington) gehen und dann Mitte Juli nach Kennedy Meadow zurückgehen.

Wenn alles gut geht, werden Eva und ich und vielleicht auch die Pinky Gang dann zusammen den letzten Abschnitt, Washington, hiken. Es ist ein Traum, mit Eva am Ende des Weges den Obelisken zu berühren.

Wenn wir jetzt starten wird es anders sein, bisher sind so weit oben kaum Hiker unterwegs. Für mich ist es wichtig, zu gehen, zu wandern, weiter in der schönen Wildnis zu sein. Andere machen Roadtrips oder fliegen nach Hawaii für 14 Tage und starten dann in Kennedy Meadows. Ich will keine Pause, ich bin jetzt fit. Unser kleines Team wird das schon moken, wie Lars sagen würde. Am Arsch wird die Ente fett!
Miss Eva always. And the great pinky gang!

Liebe Jen,
es ist völlig Schnuppe, ob Du über die high Sierra gehst oder nicht, stell Dir vor dieser Teil wäre wegen Lebensgefahr gesperrt. Das mindert Deine Leistung kein Stück, Du kannst nur weise für Dich sein und alle die Dich lieben, sind froh über Deine Umsicht und Stärke. Denn meiner Meinung nach hast Du gerade den schwierigeren Weg gewählt.
Allerdings kann ich geographisch nicht mehr folgen, Du sparst Dir doch nur ein Stück des Wegs und steigst nördlich der High Sierra wieder ein auf dem PCT. Wenn Du schön gemütlich gehst und Leute und Natur genießt, dann müssten Dich Eva doch nach ein paar Tage wieder einholen. Früher im Leistungssport haben wir das aktive Erholung genannt, damit bleibst Du im Flow und Deine Buddys haben Dich bald wieder eingeholt.
Vielleicht verstehe ich aber auch etwas Entscheidendes nicht, dann kannst du mich und die anderen „Nullchecker“ ja noch einmal in einem Deiner Blogs abholen.
Liebe Grüße und immer schön nach vorne schauen!
Pat
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Liebe Jac,
Glückwunsch zu Deiner Entscheidung; klug, mutig und selbstbewusst.
Dieser Weg, mit allen Hochs und Tiefs, bringt Dich ganz zu Dir. Das ist groß und wird Dir bleiben. Wir hier denken stolz und gerührt an Dich und Eva.
Jule
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Schwere wohl aber verstandene Entscheidung. Wenn man die Sache mit dem Schnee noch nicht so gewandert ist und einem die Erfahrung damit fehlt…Puuh.
Es ist schade um die Gang für dich…aber sie sind ja nur aus dem Auge, nicht aus dem Sinn.
Bert
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achso, vergessen: das Unglück am Mt. Whitney scheint nun das große Beispiel zu sein. Die wollten das in einer Tagestour machen, das ist eine völlig andere Geschichte, sie ist vorher umgedreht, sie war schon irgendwas 16 Std. unterwegs, sie hat nicht auf Leute im Trail Camp gehört, dort zu übernachten. Schon im Sommer finde ich es eher crazy, die Tour in einem Tag zu machen.
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Das finde ich sehr schade. Ich bin letztes Jahr den JMT gegangen und: es war total einfach, der Weg in sich ist einfach. Sicher liegt nun viel Schnee und die Flüsse sind eine andere Nummer, aber: wenn man sich Zeit nähme, die Sache begutachtet, vielleicht mal auf den nächsten Tag wartet… keiner der Pässe ist steil, Serpentinen after Serpentinen. Mal Schnee stapfen, gut, so dramatisch ist das nun auch wieder nicht. Halte Eisaxt für eher übertrieben… so aus der Ferne… es wird zu viel berichtet, snow!
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Oh je. Ich hoffe, es geht dir mittlerweile etwas besser. Diese Entscheidung war wohl schwer, aber auch total vernünftig. Ich lese einen Blog von einem Wanderer, der ein paar Tage vor dir ist und er ist den Sierras unterwegs. Total verrückt und auch echt gefährlich.
In Nordkalifornien kommst du bestimmt gut voran und kannst es vielleicht sogar genießen, weil es noch nicht so brütend heiß ist.
Liebe Grüße, Princess.
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Hallo Storyteller (Mom), verfolge von Beginn an deinen Blog. Habe im letzten Jahr ein Schnuppersemester begonnen und hatte da eine Mitstudierende, die in 2016 den PCT gegangen ist. So bin ich überhaupt auf diesen Weg gestoßen. Jeden Beitrag lese ich mit viel Begeisterung. Mein Eindruck ist, dass der Trail ( oder besser das Vorhaben ) einem eine Menge abverlangt. Sowohl körperlich als auch psychisch. Wobei die körperliche Fitness sich ja mehr und mehr steigert. Nur den immer wiederkehrenden Gedanken, Zweifel usw. Herr zu werden ist meiner Meinung nach, die größte Herausforderung. Nun der Grund warum ich das schreibe. Zweifel nicht, du machst das schon. Und offensichtlich gibt es jede Menge Trailmagic, dann wird die Pinky Gang bestimmt wieder vereint werden. Also wie wir Ostfriesen sagen: wat mutt, dat mutt. Immer schön Richtung Norden ⬆️.
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