Wir sind im Himmel angekommen. Alle Hiker haben gesagt: Mach dort Pause. In vielen Blogs habe ich vorher gelesen, dieser Ort ist ein Must. Hiker Heaven in Aqua Dulce. Ein Gelände wie eine Farm mit echten Pferden, Hunden und Hühnern. Dies ist ein kleiner Nachteil, denn der Hahn im Korb kräht pünktlich um 5 und als ich ihn von meine Zelt wegjagen will hackt er mir ins Bein.
Ein Ehepaar, er führt erfolgreich eine Elektrofirma, hat ein grosses Herz für Wanderer auf dem Pacific Crest Trail. Alle sind willkommen, egal wie viele es sind. Als ich den Himmel erreiche stehen im Garten 27 Zelte. Einen Tag später sind es über 50. Und die fleissigen Helfer, alle arbeiten hier ohne Lohn und alles ist für uns ohne Kosten verbunden, erzählen, dass in 14 Tagen mehr als 120 Zelte hier stehen werden.
Wenn man den Himmel betritt gibt es eine kleine Führung. Gleich vorn am Eingang steht ein Laundry – Zelt. Dies bedeutet, dass man alle seine Sachen, auch die man am Leib trägt, in einen Wäschesack gibt, diesen beschriftet. Dann nimmt man sich aus einer Box Sachen, die einem passen. Eva wählt ein schwarzes Trägerkleidchen mit Rüsschen. Den ganzen Tag hört sie, sie würde aussehen wie ein Schulmädchen, dass zum Abiball geht. Ich wähle eine Shorts und eine Blumenbluse, die mich an meine Mom erinnert. Ebenfalls gleich am Eingang steht ein Zelt mit der Aufschrift INTERNET. Darin stehen Notebooks und in unzähligen Steckdosen laden zig Smartphones und Powerbanks. Weiter im Garten gibt es einen Bereich für Fussbäder, natürlich steht da auch ein grosser Topf mit Badesalz. In einem Wohnwagen sind Küche und Sofaecke, daneben die Dusche mit einer Tafel an der Tür für Name und Duschzeit. Ich warte zwei Stunden bis ich dran bin. Es gibt eine Ecke mit BBQ und Campfire. Und wie gesagt überall stehen Zelte. Ganz am Ende sind Raucherecke und Klobereich. Das Herz ist das Office Zelt, hier lagern unzählige Pakete, man kann Post aufgeben, bekommt Wetterinfos und darf sich anrufen lassen. So wird Oliver gerufen: Mom from London for Oliver. Am Ende seines Telefonat bittet Oliver alle, seine Mom zu grüssen – sehr lustig wie alle Bye Bye Mom rufen.
Ich baue mein Zelt auf, geniesse saubere Haut und frisches im Wind wehendes Haar. Dann geht das Gartentor erneut auf und Brooks und Ben kommen. Grosses HALLO, auch von Joe aus Portland, der heute morgen der erste neue Gast war. Die selben Fragen, wie zuvor bei Calvin, Fielder ‚Theodore‘ und Oliver ‚Giselle‘. Wo wart ihr denn? Wo habt ihr gecampt? Wie viele Meilen habt ihr gemacht? Wann seit ihr im Himmel angekommen? Am Ende waren wir alle immer nur ein paar Meilen voneinander entfernt. Und dann kommt auch Merissa ‚Cooper‘ an. Sie hat ganz schlimm geschwollene Knöchel, ich hole sofort Eis aus dem Kühlfach. Am Abend gehen wir alle in den Ort zum Mexikaner. Die meisten haben mehr Cocktails als Essen am Ende des Tages. Der Rückweg – hinten sitzend auf einem Pick up – ist mein Highlight. So wollte ich schon immer mal über amerikanische Strassen brausen.
Der Tag 34 ist ein wunderbarer Zero Day. In Hiker Heaven bestimmt Kommen und Gehen die Szenerie. Die Neuen sind die, die dreckig sind und stinken. Die Alten sitzen entspannt rum, sortieren Essen für den Hike nach Tehachapi und lernen dabei neue Leute kennen. Einige haben in der Sonne zu viel Bier. Eva, Mike ‚Ice Dancer‘ und ich schauen uns die nächsten Tage an, laden eine neue Wasserkarte runter und beschliessen so ungefähr, wo wir campen werden. Sehr schön ist unser gemeinsames Abendbrot. Wir haben uns Brot, Butter, Wurst, Käse, Tomaten und Gurken gekauft. Ganz wie daheim!
Natürlich ist bei allen Hikern Thema Nr. 1 der Schnee in der High Sierra. Ich beschliesse, dieses Thema endich aussen vor zu lassen, will einfach die nächsten Tage geniessen und gespannt auf die Wüste Mojave sein. Es soll so warm werden, dass die Einheimischen empfehlen, nachts zu hiken. Bevor ich ins Bett gehe repariere ich noch mit einem Häkelharken meine grüne Lieblingsmütze, sie hatte begonnen sich von oben aufzutrennen. Ein französischer Hiker kommt vorbei und findet meine Handarbeit toll, endlich mal was anderes als immer nur texten und whatsappen. Eva und ich schauen uns verwirrt an und lachen sehr! Mit Häckelharken auf Wanderschaft! Sehr gut!
Wir gehen zeitig ins Bett – mit Leuchtbändern am Arm, hat ein netter Freiwilliger zur Nacht verteilt. Er ist Rentner und liebt es hier zu helfen. Unermüdlich räumt er Pizzakartons weg, leert Mülleimer und rückt wieder und wieder die Stühle in eine Reihe. Mir sind manche Leute ein wenig peinlich, sie lassen ihre Bierbüchsen stehen, legen die schmutzigen Handtücher nicht in den dafür vorgesehenen Korb etc. Andere Trail Angel Häuser haben genau deswegen geschlossen.
Am nächsten Morgen, der 14.5. und Muttertag, raschelt es um mich herum ab 5. Ja es wird Zeit für den Trail, alle Dinge sind erledigt. Eva und ich sind etwas traurig, wir haben keine Infos über das Paket von meinen beiden liebsten Coyoten. Laut Sendungsverfolgung ist es in Frankfurt in den Flieger gelangt, aber bisher in den Staaten nicht gelandet. Nun kümmern sich die lieben Helfer hier darum und schicken uns das Paket nach Kennedy Meadow. Gegen 9 starten Eva, Mike und ich. Adam aus Wrozlaw ist schon los, auch Brooks, Ben und Merissa. Entgegen kommt uns Stefanie aus Italien, sie hat 24 Stunden in L.A. gefeiert, so müde sieht sie auch aus! Jetzt will sie hier erst mal duschen. Viel Spass, die Warteliste ist lang, ein Typ aus Brasilien erzählt, er ist seit 12 Stunden auf der Liste.
Kurz vor dem Frühstückscafe in der Main Street kommt uns Merissa enrgegen, sie weint! Der linke Knöchel ist so dick angeschwollen, sie hat heute morgen ein paar Meter versucht zu gehen, aber es geht nicht. In Hiker Heaven habe ich so viele Humpelnde gesehen, oder Männer und Frauen mit Eis auf dem Knie, auf dem Fuss. Ein Typ hatte glaube ich ein Kilo Blasenpflaster geklebt. Ein paar kenne ich, die überholen mich stets am Berg. Auch Ben klagt über Schmerzen im Schienbein, Salbe rauf, Tape und Verband und: Hike slow! Eva und ich umarmen Merissa ‚Cooper‘ und weinen mit ihr. Niemand will wegen Wehwehchen den Trail verlassen. Klar lesen wir immer wieder bei FB, dass Leute nach 50 Meilen oder auch 200 aufhören, aber dies hat meist andere Gründe. Der Arzt stellt bei ‚Cooper‘ eine Verstauchung fest und verordnet 5 Tage Ruhe. In Hiker Heaven, es geht schlechter. Vielleicht trampt sie nach Tehachapi, dann sehen wir uns wieder.
An diesem Sonntag und Muttertag hiken wir zu viert: Mike ‚Ice Dancer‘, Joe ‚Grumpy Skirt‘, Eva ‚Acorn‘ und ich ‚Storyteller‘. Ja, Eva hat einen Trailnamen. Durch den Sturmlauf nach Wrightwood!! Ein Paar lief mit ihr im Sturm und Eva erzählte, dass bei dem Wetter der Acorn Trail nach Wrightwood die beste Variante ist. Das Paar ging aber oben auf der Ridge weiter und verfluchte dies dann. Die ganze Zeit sagten sie sich, ach hätten wir nur auf das Acorn Girl gehört. In Hiker Heaven trafen sie Eva wieder und riefen: Heh Acorn! Na das ist doch ein schöner Name!
Es geht wie immer bergan, die Landschaft ist sanft wellig, das Gras tanzt hoch im Wind. Jeder geht für sich mit seinen Gedanken. Nur bei der Pause ein paar Worte, Gummibären werden mit M&Ms getauscht. Dann zischen alle davon, ich gehe die letzten 5 Meilen bis zum Zeltplatz am Beginn von Green Valley allein. Schwere Wolken ziehen heran, ich schaue nach oben. Regen? Bitte nicht! Manchmal denkt man auf dem Trail stundenlang nichts. Dann wieder riecht eine Blume nach Zuhause und mir fallen viele alte Geschichten ein. Wie wir im Garten immer helfen mussten, Erdbeeren pflücken und Bohnen. Gemocht habe ich das gar nicht und dann hatte mein erster Freund auch noch Landwirtschaft! Und ich war mit ihm Kartoffeln stoppeln. An die eiskalten Hände von damals denke ich als ich den Zeltplatz erreiche. Einige machen Cowboy Camping, ich baue mein Zelt auf und Adam aus Wrozlaw schenkt mir ein gekochtes Ei. Ich liebe gekochte Eier, am liebsten esse ich sie mit Senf, das hat mir Corinna beigebracht. Wir haben heute sehr über Adam gelacht, er hatte neben 12 gekochten Eiern auch sechs Liter Wasser im Rucksack, am ersten Fluss schmiss er diesen auf den Boden: FUCK. Er hatte den Water Report falsch gelesen. Danach sagte er immer: Möchte noch jemand Wasser, der Pole hat genug dabei.
Am nächsten Tag, Tag 36 und es ist der 15.Mai, beginnt es fünf Minuten nach dem Losgehen zu regnen. Wieder eiskalte Hände, über meine Regen-Wind-Jacke von Montane bin ich froh, sie hat mir bisher so gute Dienste geleistet. Wir stapfen stumm drei Stunden durch Nässe durchs Green Valley, das Tal trägt nicht umsonst diesen Namen. Die im Kreis angeordneten Berge halten die Wolken auf. Manchmal schneit es hier noch im Mai.
Nach 12 Meilen trampen wir zu Terry ins Casa de Luna. Sie ist seit 10 Jahren Trail Angel und noch länger Hippie und stark und gross. Alle werden von ihr fest umarmt, in ihrem Garten darf man zelten, morgens gibt es IMMER Pancakes und ABENDS immer Taco Salat. Im ersten Jahr hatte sie 40 Hiker zu Gast, im letzten Jahr 1200. Deswegen stehen vor ihrem Haus auch fünf, bei meiner Ankunft sehr volle Dixie Klos. Jeder, der hier anhält, muss ein Hawai-Hemd anziehen, so alt musste ich werden um in einem solchen rumzulaufen.
Kaum sind wir da taucht der Rest der Pinky Gang auf, auch Stefanie und Adam. Manchmal ist alles wie eine Soap. In der ersten Season haben sich alle kennengelernt und ihre Rolle bekommen. In der 2. Season entsteht die Pinky Gang und festigt sich. In der 3. grosse Zersplitterung und neuer Cast kommt mit Adam und Stefanie hinzu. Und dazwischen: Stunden auf dem Berg. Mit Schweiss und Schmerzen und Mandeln. Manchmal mit Verwirrten, ich traf eine, die ist morgens aufgestanden und in die falsche Richtung gegangen. Und dann gibts auch noch Trail Romance. Ein Girl aus Maine läuft ständig Allen aus Cincinnati hinterher, Allen ist schnell, sie muss dran bleiben, seit zwei Tagen trägt sie Knieschoner, an beiden Knien. Ich glaube aber Allen steht auf eine ältere Lady, Jennifer, denn mit ihr teilte er das Zelt, in der Nacht als wir auf Schnee schliefen. War ja schliesslich kalt.
Es regnet aus Eimern, keiner kann weiter, alle bleiben bei Terry im Casa de Luna. Nach dem Taco Salat muss jeder eine Runde vor allen Hikern tanzen – Terry dreht das Radio voll auf – dann bekommt man ein Original-Bandana PCT 2017! Alle schwingen die müden Hikerbeine.
Am nächsten Morgen beginnt das grosse Trocknen, denn manche sind in der Nacht regelrecht weggeschwommen. Mein Big Agnes Fly Creek hat gehalten! Zum Abschied – auch Tradition – bemalt jeder einen Stein. Ich schreibe auf meinen Pinky Gang. Und man muss sich fotografieren lassen. Wenn die Leute dafür vor dem Haus stehen ruft der Fotograf ‚Cheese‘ und Terry zieht blank, dann sagt sie, dass deshalb das Haus auch Casa de Luna heisst. Ich bin auf keinem Foto. Dann gehts endlich weiter – ohne Regen, am Valley entlang. Dies wird ein kurzer Tag auf dem Trail.
Tag 38, heute wollen wir 22 Meilen machen, bis zum Horse Spring Camp. Für mich ein harter Tag. Es weht eiskalter Wind. Was ist eigentlich los in Southern California? Es gab noch nicht einen warmen Morgen! Immer kalt früh, dann heiss, dann Hagel, Schnee, Regen und Sturm. Auch heute eiskalte Luft aus Westen. Der Wind zieht alle Falten aus dem Gesicht. Ich kann nichts denken, nur gehen und versuchen, nicht vom Berg zu fallen. Ab und an, bei Pausen, treffe ich Mike und Eva.
Am Abend auf dem Horse Spring Camp gibts Applaus von Eva, ich bin ihr HOCH des Tages: Willkommen in der 17 Uhr Gruppe! Und das bei 35 km! Somit liege ich schon um 18 Uhr im Bett, ich bin so fertig und mir ist so eiskalt und noch immer stürmt es, da schaffe ich nur ein paar Löffel Kartoffelbrei. In meiner ersten Sturmnacht – nach Mt. Laguna auf der Pioneer Picknick Area – hatte ich so Angst, dass mein Zelt wegfliegt. Jetzt? Hauptsache ich liege!
Die Nacht war schrecklich, zwar komme ich klar mit meiner Matte aber irgendwie war der Boden schräg, ich lag ständig im Zelt unten. Der Morgen entschädigt mit knalligen Sonnenaufgangsfarben direkt überm Desert. Da gehen wir heute runter. Aber erst mal nehme ich zwei Kekse zum Frühstück, ich brauche Süsses, ich habe Kopfschmerzen.
Wir haben erst mal nur 10 Meilen vor uns – bis zu Hikertown, auch wegen des PCTs entstanden in der Nähe von Neenach, Meile 517. Vor Jahren sicher ein netter Platz. Kleine Holzkabinen für die müden Knochen, Waschplatz, Hollywoodschaukeln, BBQ. Doch jetzt ist alles runtergekommen. Selbst meine dreckigen Füsse möchten nicht in dieser Wanne stehen, mein Haupt auf eine der Matratzen zu betten ist für mich als Hikerin, die allen Luxus vergessen hat, unvorstellbar. Es gibt hier keinen Boss, keine Regeln. So verkommt der Platz. Wir stellen unsere Rucksäcke ab und fahren mit einer netten Lady vier Meilen ins Neenach Cafe. So heisst es, ist aber einfach eine Tankstelle mit Burger Bar. Alle holen sich hier Burger, Tacos und natürlich Gatorade. Ich nehme immer Blue Cool! Ich glaube mein Sohn nimmt diese Sorte auch.
Wir kommen mit Aku aus Finnland ins Gespräch. Er wandert seit dem 12. April allein. Vor ein paar Tagen stellte er fest, er will mal wieder mit Menschen sprechen. Ich weiss gar nicht, ob Hiker da die richtigen sind… Sehr viele sind wirklich crazy, sie geniessen die Natur besser, sagen sie, wenn sie am Morgen einen Joint rauchen und dann starten.
Als wir zurück in Hikertown sind treffen wir das Maine Girl wieder. Sie hat zwei NEÜ Hiker gefunden – aus Dänemark! Um es abzukürzen greife ich hier in der Story vor – im Best Western in Tehachapi sehen wir das Maine Girl wieder, im Jakuzzi sitzend – oben ohne – und ‚Bandit‘ aus Dänemark sitzt hinter ihr und massiert ihre Schultern. Trail Romance. Fortsetzung folgt!
Gegen 18 Uhr starten Mike, Eva, Joe aus Portland, Adam aus Wrozlaw und ich gen L.A. Aquaduct. Ein langer künstlicher Kanal voll mit Wasser für Los Angeles. Das Wasser kommt aus der Sierra. Der Weg geht einfach nur flach durch eine kleine Wüste. Weil es am Tag sehr heiss wird und zugegeben der Weg auch langweilig ist gehen die meisten nachts hier am künstlichen Wasserbett entlang. Nach 5 Meilen bekommt der Fluss eine Betondecke, man hört trotzdem das Wasser rauschen. Wir haben nach knapp 5 Stunden 19 km geschafft, so schnell wie nie. In der Nacht zu hiken fühlt sich ganz anders an, es ist anders leise, die Schuhe klingen fremd, plötzlich hört man einen Rucksack quietschen. Hat er das schon immer? Und jede Sekunde erscheinen mehr Sterne am Himmel. Wir schlagen unser Nachtlager auf, Zelte dicht an dicht. Ich höre den unterirdischen Wasserlauf und muss nachts zweimal raus.
Am 18. Mai starte ich früh als erste gegen 5:30 Uhr. Ich will langsamer gehen, der Tag gestern war hart für mich – früh 10 Meilen gehikt, nachts über 11 und in Hikertown habe ich in irgendeiner Ecke versucht zwei Stunden zu schlafen. Leider laufe ich falsch und muss zurückgehen, da treffe ich die anderen. Und wir kommen an Zelten vorbei – Brooks, Ben, Katie Kate die Köchin, Fielder und Calvin – aber alle schlafen noch. Nach 8 Meilen erreichen wir die Manzana Wind Farm – sie hat riesige, tausende Windräder verteilt über die Tehachapi Mountains. Gefühlt macht jedes Windrad ein lautes Geräusch. Am Main Office der Betreiber steht: Welcome Hikers! Joe hofft auf ein Bier: Sorry no beer, but a gatorade? Na das nehme ich gern. Die Leute im Office erzählen, dass der Westwind hier – wir hatten ihn ja vor zwei Tagen – manchmal so stark ist, dass die Leute vom Berg fallen. Vor zwei Jahren war der Trail gesperrt, zu viel Regen, es gab Erdrutsche, das Team konnte das Office tagelang nicht verlassen und die Autos sind im Schlamm versunken.
Wir gehen bei über 30 Grad und ohne Wind weiter. An einem kleinen Creek im Taylerhorse Canyon machen wir Pause. Eva ist ungeduldig und will weiter, ich entscheide für mich, dass es zu heiss ist. Also zieht Eva los, sie will noch knapp 8 Meilen gehen zum Zeltplatz on the Top. Wir sind bei einer Höhe von knapp 800 Metern gestartet, der Zeltplatz liegt auf 1900 Metern. Ich rolle mit den Augen. Dann schlafe ich eine Stunde, esse, schreibe Blog und rede mit Brooks und Joe. Auch sie wollen zu diesem Zeltplatz und starten um 17 Uhr. Ich sage, ich probiere es!
Mich ergreift der Ehrgeiz. Klar über 1000 Höhenmeter, fast 13 km, mit Rucksack, dies ist sehr viel für mich. Ich habe 3 Stunden und 30 Minuten Zeit bevor es richtig dunkel wird. So ziehe ich los, schnell, es ist nicht mehr heiss und der Anfang des Berges liegt im Schatten. Leider sind die Wege sandig und schmal, was mich an meinen Sturz vom Berg vor Wrightwood erinnert. Ich gehe und gehe, komplett im Tunnel, ich denke nichts, ich sehe nur den schmalen Weg, konzentriere mich, mache keine Pause und werde immer schneller je schneller die Sonne ihr Licht auf dem anderen Teil der Welt verteilt und mir entzieht. Als ich oben bin höre ich Eva und Joe rufen: Jacqui!!!! Ich antworte und sie und andere jubeln. Was fühlt sich das toll an, ich habs echt geschafft. Und der Zeltplatz ist ein Trail Magic Ort. In der Nähe in der Einsamkeit wohnt ein Rentnerehepaar, sie haben Wasser, Himbeerlimonade, Kekse, Kirschen und Orangen mitgebracht! Und morgen früh um sechs wollen sie Kaffee bringen, frisch gebrüht und heiss. Ich kann nur noch die Limonade geniessen und falle frierend und mit Schüttelfrost ins Zelt. In dieser Nacht schlafe ich mit zwei Merinohosen und mit Daunenjacke. Der Körper rächt sich zitternd für mein erfolgreiches Gehen, nennen wir es hochsteigen!
Der nächste Tag, der 40. am 20. Mai, beginnt für mich um sechs als ich ein Auto höre. Richtig, der heisse Kaffee kommt! Dann sitzen wir zwei Stunden auf Meile 549, in der aufgehenden Sonne, mit richtigem Kaffee und ich hab auch noch Milch drin. Ein guter Platz, all Hikers take a rest here! Dann gehts mehr als 12 Kilometer bergab nach Tehachapi. Wir haben uns ein Zimmer im Best Western gebucht, Mike, Eva und ich. Es gibt vier Betten, Joe will auch kommen. Dann fragen Adam und Stefanie aus Italien auch. Ja klar! Die Dame am Desk ist nett und hikerfreundlich, die beiden dürfen mit rein, cost-free. Dann beginnt das grosse Waschen, Körper und Klamotten. Eva und ich fahren zum Hikerstore, wieder überall nette Fahrer, die anhalten und uns mitnehmen: Klar so viele Hiker hier, machen wir immer. Ich kaufe eine neue Wanderhose und einen neuen BH – zwei Nummern kleiner!
Dann – Hoch des Tages – Besuch im Sushi-Reataurant. Wir nehmen nur verrückte Sachen! Ausser Adam. Er sagt, er bleibt dem Trail treu und wählt Ramen. Dass essen alle auf dem Trail abends, leicht vom Gewicht her, nach einer Minute fertig. Ramen im Restaurant? Dies finde ich verrückt.
Liebe wandernde Mama, mit Begeisterung lese ich die Wanderbeschreibungen – auch mit großem Respekt fürs Durchhaltevermögen und die Schreibkunst. Meine Neffen Niklas und Frederik wandern zur Zeit auch – so bin ich auf diesen Blog durch sie gekommen. Wenn sie – angesichts ihres jugendlichen Alters – überholen – herzlichen Gruß an sie. Weiterhin alles Gute
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