We are rockets, pointed up at the stars… im TV läuft Skispringen. Um genau zu sein, das Neujahrsspringen. Sibylle ackert in der Wohnung. Sibylle ist mein Staubsauger, eine Ufoscheibe, die von allein durch die Wohnung saugt und wischt. Draußen wagt sich die Sonne hervor. Mist ich muss vom Sofa hoch, raus an die Luft. In meiner Wohnung ist es ruhig, nur Sybille summt halt herum, der Weihnachtsbaum ist an – auf Anraten meiner Mutter habe ich mir LED-Lichter geleistet. Erst habe ich die Lichter kaum angemacht, weil ich nicht wusste, wie lange die Batterien halten. Ja, nun darf geleuchtet werden, bis die Nadeln fallen. Vor ein paar Stunden noch habe ich mit lieben Freunden in meinen vier Wänden ins neue Jahr reingefeiert. Von meiner Dachterrasse sieht man den Fernsehturm und somit auch das von Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner moderierte Feuerwerk am Brandenburger Tor.
We are searchlights, we can see in the dark… irgendwann gegen 4 Uhr am Neujahrsmorgen läuft der Song in meiner Wohnung, die letzten Gäste gehen, die Soljanka auf dem Herd ist nun lauwarm, meine Schwester ist im Bad und schminkt sich ab, ich baue ihr ein Bett auf dem Sofa und „What about us?“, Pinks Song, läuft und ich denke an 2018. What about us? Was ist los mit uns im JETZT und was wird kommen? Ich habe es aufgegeben, das neue Jahr mit Vorhaben zu beginnen. Seit meiner Wanderung auf dem PCT nehme ich mir neue Wanderungen vor – das reicht dann erst mal auch. 2018 war ein Jahr mit viel zu wenigen Kilometern in der Einsamkeit. Durch zu viel Arbeit bin ich leider alten Mustern verfallen. Arbeiten, arbeiten, ausruhen. Kompensation und Schutz. Ich war in der Eifel und im bergischen Land unterwegs, ein wenig im Harz. Meine Wanderung in Nepal musste ich absagen, wegen Arbeit. In ein paar Tagen nun mache ich mich auf nach Kenia und Tansania, es soll auf den Kilimanjaro gehen.
What about all the times you said you had the answers … Ich habe Respekt. Vor meiner neuen Reise. Dabei geht es nicht um die Höhe, um die Anstrengung, um die neuen, mir unbekannten Wanderer. Es geht um die direkte Konfrontation mit dem verloren gegangenem ICH. Zurück vom PCT ist mir das neue Leben mit dem alten Alltag sehr schwer gefallen. Das Sein ohne Schedule wollte ich so lange wie möglich hochhalten – was in meiner Welt aber nicht ging. Und von Monat zu Monat wurde ich wieder mehr die Person, vor dem Trail. Alte Muster halfen, sorgten für Ausreden.
What about us … es ist nun schon 5 Uhr, ich höre den Song erneut. Nach mehr als einen Jahr beginne ich meine Blog-Einträge über meine Wanderung auf dem Pacific Crest Trail zu lesen. Unfassbar, ich sehe sofort jeden Schlafplatz vor mir, schmecke das Wasser, rieche die Wälder, höre das Lachen und die Stimmen von Mitstreitern. Nach vielen Zeilen, es ist schon nach 8 Uhr und draußen schicken noch immer Leute Raketen gen Himmel, weiß ich, warum ich diese Reise gebucht habe. Egal wie viel Zeit ich zum Wandern nur hatte oder eben mich schütze mit alten Gepflogenheiten, jetzt ziehe ich wieder los und will es genießen, mich auf ein paar Tage in der Wildnis freuen. Und ich weiß, wenn ich gelandet bin, dann wird es sein wie auf dem PCT. Weil ich es kann. Weil ich es vermisse. Weil ich es will. (Fortsetzung folgt)
es wurde zeit
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Yeah she´s back !!!
Freu mich auf Deinen Bericht.
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