Muscheln mag ich nicht. Als Kind bin ich mal auf eine gesprungen, direkt vom Steg wie ein Stein ins Wasser plumpsend auf dieser gelandet. Tiefer Schnitt. Krankenhaus. Die Fussohle musste genäht werden. Fünf Stiche hat der Arzt gesagt. Meine Schwester zählte im Wartesaal meine Schreie mit.
Ich esse auch keine Muscheln. Wenn ich an Austern denke, schüttelt es mich, wie kann man dieses kalte glibbrige Meerwasser nur gern schlürfen wollen. Mit Meeresfrüchten kann man mich jagen. Essen mit Augen, die einen anstarren …. Schauer über meinen Rücken.
Nun wird eine Muschel mein Zeichen – die Jakobsmuschel. Morgen sitze ich im Zug gen St. Jean-Piet-de-Port und wandere den Camino Frances. Im letzten Jahr waren über 440 000 Fusspilger unterwegs nach Santiago de Compostela,  um sich von Sünden zu befreien oder wovon auch immer sich zu lösen.
Mit Freuden schliesse ich mein Notebook, packe meinen alten Rucksack, der mich schon von Mexico nach Kanada, auf den Kilimanjaro und über die Alpen begleitete. Ich freue mich auf die grüne Welt da draussen, auf Stille und auf das Gehen. ‚Wenn nichts mehr geht, dann gehe‘ ist ein Spruch den sich Pilger auf dem Jakobsweg zu Herzen nehmen. Es geht aber nicht nur darum. Es geht auch um die Verzahnung von Kultur und Natur, von Bergwelten, Weingärten und die Weiten der spanischen Hochebene.


Ich werde es erleben. Auf gehts. Mit einer Muschel am Rucksack.

12 Gedanken zu “Ich esse keine Muscheln

  1. Liebste Coyotin, das machst Du genau richtig! Ich wünsche Dir ganz viel Freude und Zeit für innere Einkehr. Wenn Du zurück bist, gehen wie Muscheln sammeln! Ich ess dann Deine mit. 😘

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  2. Bin ein stiller Mitleser seid 5 Jahren. ☺️ sollte es nicht der CDT in diesem Jahr sein? Was auch immer zu der Planänderung geführt hat, viel Spaß auf dem camino. 💪

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  3. 1978 sind nur 13 Pilger in Santiago de Compostela angekommen, wie sich doch die Zeiten ändern. Dir eine tolle Zeit und Buen Camino!

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Danke für die Unterstützung!